Patricia Detmering

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Patricia Detmering
From a Wild Weird Clime, 2023-2024
Objekte, Zeichnungen, Augmented Reality

Die Analogie die L̾a̾i̾c̾u̾´s Mythologie aufmacht, hilft uns, Dynamiken zu erfassen, die in ihrer Komplexität nicht mehr greifbar sind. Beispielsweise sind die Digitalisierung der Gesellschaft, die Entremdung des Individuum im Spätkapitalismus oder auch die Klimakatastrophe unheimlich umfangreiche Systeme, die in andere ebenso komplexe Systeme übergreifen. Diese Verstrickungen sind für eine einzelne Person in ihrer Gänze nicht mehr erfassbar, egal wie fachspezifisch oder interdisziplinär sie dabei vorgeht. Wir befinden uns also wieder an einem Punkt, an dem wir mit Phänomenen konfrontiert sind, die sich ihrer eigenen Erklärbarkeit entziehen. Infolgedessen finden wir eine kollektive Verlorenheit und ein Schwinden der Ambiguitätstoleranz, die zu Gunsten eines reduktiveren Denkens aufgegeben wird, was in allem zu einer Art kollektiven Identitätskrise führt. Darüber hinaus versuchen Menschen, über Verschwörungsmythen, eine einfachere Erklärung ihrer Welt zu finden.

“From a wild weird clime” erzählt über L̾a̾i̾c̾u̾, dem Protagonisten eines Buches, das die Künstlerin Patricia Detmering fortlaufend schreibt. Es ist eine zeitgenössische mythologische Kreatur der Spezies der Traumfresser. Das Wesen hat die Fähigkeit, den Dopamin und Serotonin Haushalt der Menschen mit chemischen Signalen zu manipulieren. Es bringt sie dazu, die Kreatur freiwillig in ihre Schlafzimmer zu lassen. Dort übernimmt es die Kontrolle über unsere Träume, indem es in unsere tiefsten Wünsche eindringt und unsere Annahmen

und Wahrnehmungen der Welt verdunkelt. Sein Habitat besteht aus generischen Umgebungen, die unter anderem durch wirtschaftliche Skalierbarkeit geprägt sind. An diesen Orten findet man vermehrt Umstände und Ästhetiken die eine entfremdende Wirkung auf die menschliche Psyche haben, wie bspw. austauschbare Architekturen mit generischen Materialien, die entwurzelt und

frei von Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft sind – eine Ästhetik der totalen Gegenwart. An diesen Orten kommt es zu einer Überpopulation dieser imaginären Spezies die zu einen entropischen Zustand der Weltgemeinschaft führt – eine Art Chaos das die organischen Zusammenhänge, die uns Menschen mit ihrer Umwelt verbinden, mehr und mehr defragmentiert. Es stellt sich mit dem Mythos L̾a̾i̾c̾u̾ auch die Frage nach neuen Ritualen die es brauch um unseren verwirrten Dopaminhaushalt auszugleichen und generell intellektuell redlicher zu leben, sprich unsere Ambiguitätstoleranz zu stärken und damit den Fängen L̾a̾i̾c̾u̾’s zu entkommen.

English Version

Patricia Detmering
From a Wild Weird Clime, 2023-2024
Objects, Drawings, Augmented Reality

The analogy that L̾a̾i̾c̾u̾’s mythology opens up helps us to grasp dynamics that are no longer tangible in their complexity. For example, the digitalisation of society, the alienation of the individual in late capitalism or even the climate catastrophe are incredibly extensive systems that spill over into other equally complex systems. These entanglements can no longer be grasped in their entirety by a single person, no matter how specialised or interdisciplinary their approach. We are therefore once again at a point where we are confronted with phenomena that defy our own ability to explain them. As a result, we find a collective forlornness and a dwindling tolerance for ambiguity, which is abandoned in favour of a more reductive way of thinking, leading to a kind of colective identity crisis. In addition, people try to find a simpler explanation of their world through conspiracy myths.

„From a Wild Weird Clime“ tells the story of L̾a̾i̾c̾u̾, the protagonist of a book that the artist Patricia Detmering is continuously writing. It is a contemporary mythological creature of the dream eater species. The creature has the ability to manipulate people’s dopamine and serotonin levels with chemical signals. It tricks them into voluntarily letting the creature into their bedrooms. There it takes control of our dreams by invading our deepest desires and obscuring our assumptions

and perceptions of the world. Its habitat consists of generic environments characterised by, among other things, economic scalability. In these places, one increasingly finds circumstances and aesthetics that have an alienating effect on the human psyche, such as interchangeable architectures with generic materials that are uprooted and devoid of past, present or future – an aesthetic of the total present. In these places, there is an overpopulation of this imaginary species that leads to an entropic state of the global community – a kind of chaos that increasingly defragments the organic connections that link us humans to our environment. The Mhythos L̾a̾i̾c̾u̾ also raises the question of new rituals that are needed to balance our confused dopamine balance and generally live more intellectually honestly, i.e. to strengthen our tolerance for ambiguity and thus escape the claws of L̾a̾i̾c̾u̾.